Treffpunkt und Informationszentrum - die UB im Keller der Zionsgemeinde
Mitte der 1980er Jahre sind die gesellschaftlichen Missstände und die Zerstörung der Umwelt in der DDR nicht mehr zu übersehen. Das SED-Regime unterdrückt jede öffentliche Diskussion. Am 2. September 1986 gründet sich im Keller von Pfarrer Hans Simon in der Ost-Berliner Zionsgemeinde die Umwelt-Bibliothek (UB). Unter dem Schutz der Kirche verleihen Oppositionelle hier verbotene und schwer beschaffbare Literatur.
Etwa im Monatsrhythmus drucken sie die Zeitschrift Umweltblätter, die sich kritisch mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen auseinandersetzt. Die Redaktion sammelt Informationen und veröffentlicht, was die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) und die staatlich gelenkte Presse verschweigen. Über Kuriere werden die Umweltblätter in der ganzen DDR verbreitet. Das Interesse ist riesig: Von anfangs 150 wächst die Auflage bis September 1989 auf 4.000 Exemplare. Daneben werden in der UB auch Flugblätter und Zeitschriften anderer Oppositionsgruppen gedruckt. So gelingt es, das Informationsmonopol der Staatspartei SED zu unterlaufen.
In der 1987 eröffneten UB-Galerie finden Ausstellungen und Lesungen statt. Der Ort spricht sich schnell als Treffpunkt alternativer und oppositioneller Kreise herum, die Besucher kommen immer zahlreicher. Dem will die SED Einhalt gebieten: Sie lässt die UB überwachen, ihre Geheimpolizei schleust Spitzel ein. Doch die Umweltaktivisten setzen ihre Arbeit fort. Interne Streitereien führen im Frühjahr 1988 zur Ausgründung der Arche, eines grün-ökologischen Netzwerks.
Im Jahr 1989 sind UB-Mitglieder an allen wichtigen Aktionen der Ostberliner Opposition beteiligt und treiben die Friedliche Revolution voran.
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UB-Mitgründer Christian Halbrock über die Idee zur Gründung der UB in der Zionsgemeinde, Zeitzeugeninterview. Quelle: Gedächtnis der Nation
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Originalaufnahmen aus der UB, gefilmt von UB-Mitgliedern mit einer Handkamera, 1987. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
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Frank Ebert ist einer der Drucker in der UB. Er berichtet, wie er auf offener Straße verhaftet und „zugeführt“ wird, Zeitzeugenvideo Frank Ebert. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
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Filmmaterial des Ministeriums für Staatssicherheit über die Rolle westdeutscher Journalisten bei der Mahnwache nach dem Überfall auf die UB im November 1987. Quelle: BStU
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UB-Mitgründer Wolfgang Rüddenklau über die Ziele der UB, Interviewauszug aus Radio Glasnost, November 1987. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Die UB im Keller der Zionsgemeinde (Dokumente)
In der Griebenowstraße (links im Keller des Backsteingebäudes) arbeitet die UB. Zion (Kirche im Hintergrund) ist die einzige Ost-Berliner Gemeinde, die die UB in ihren Räumen aufnimmt und ihr Projekt mitträgt. Quelle: BStU
Aktuelle Informationen von Oppositionsgruppen aus der ganzen DDR sowie Bücher aus dem Westen zu Themen wie Frieden, Umwelt oder Menschenrechten können in der UB gelesen und diskutiert werden. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / Wolfgang Rüddenklau
Vorschlag des Friedens- und Umweltkreises der Pfarr- und Glaubensgemeinde Berlin-Lichtenberg zur Einrichtung einer Umweltbibliothek. Nach langer Suche findet die Gruppe Räume in der Zionskirchgemeinde und nimmt im September 1986 ihre Arbeit auf. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Besonders nach dem SuperGAU von Tschernobyl drängen Umweltthemen – in der staatlich gelenkten Presse verschwiegen - auch in der DDR: Die erste Ausgabe der Umweltblätter erscheint unter dem Titel „Umwelt-Bibliothek – Informationen und Mitteilungen“ im September 1986. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft